Portal
Kunst am Schwarzen Kloster Wismar
von Marike Schreiber, 2024
Das Motiv:
Die Skulptur „Portal“ lässt sich als schematische Darstellung eines Wurmlochs deuten. Ein Wurmloch ist ein mathematisch-physikalisches Konstrukt, das zwei Punkte im (Welt-)Raum durch eine Art Tunnel verbindet. In Science-Fiction-Filmen können Menschen durch diese Tunnel sehr weit und durch die Zeiten reisen.
Unter ganz bestimmten Bedingungen könnte ein Wurmloch möglich sein, es gibt aber bisher keinen Beweis dafür, dass es Wurmlöcher wirklich gibt. Analog zum gotischen Höhendrang des Mittelalters, als Verkörperung des gläubigen Strebens zu Gott, ist u.a. die höhere Mathematik, der Glaube an Wissenschaft und Fortschritt, das Paradigma unserer Gegenwart.
Als tunnelartiger Weg kann auch die Schulzeit gedacht werden: als ein Lebensabschnitt, den die meisten Menschen passieren und ihnen am Ende eine Welt mit neuen Möglichkeiten eröffnet.
Das Motiv lässt sich auch als eine abstrahierte Figur mit Heiligenschein lesen, wie sie z.B. die Darstellung des Dominikus in einem Freskenzyklus im Dominikanerkloster San Marco in Florenz zeigt. Die Skulptur ist aus Messing gefertigt und mit einem Firnis versehen. Im Verlauf der Zeit wird sich das Material verändern, es wird verdunkeln und/oder Grünspan entwickeln.
So wie ein neues wissenschaftliches Modell oder ein neues Kunstwerk zunächst glänzt und seine Wirkung in dem Moment seiner Entstehungszeit entfaltet, wird es in der Rückschau verändert wahrgenommen. Es wird zu einer historischen, eventuell auch etablierten Aussage oder zu einer futuristischen Spekulation aus einer vergangenen Zeit.
Marike Schreiber (*1982 in Neustrelitz) lebt und arbeitet in der Mecklenburgischen Seenplatte. Sie hat Medienkunst an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig in der „Klasse Bildende Kunst“ studiert, 2013 mit dem Diplom abgeschlossen und ein Meisterschülerinnenstudium absolviert, welches sie 2017 abschloss.
Von 2008 bis 2019 initiierte und leitete sie, zusammen mit Ari Merten (von 2008 bis 2011) und Yvonne Anders (ab 2019), den Kunstraum „Praline“ in Leipzig, der Ausgangspunkt für beteiligungsorientierte Formate und ortsspezifische Ausstellungen war.
Sie erhielt Stipendien, die sie u.a. in das Künstlergut Prösitz, nach Regis-Breitingen, in das Künstlerhaus Salzamt Linz und nach Kyoto führten und beteiligte sich an der Aquamediale 15 im Spreewald. Sie erhielt 2023 den Rostocker Kunstpreis und ein Arbeitsstipendium des Landes
Mecklenburg-Vorpommern. 2024 wird Marike Schreiber durch ein Arbeitsstipendium der Stiftung
Kunstfonds gefördert